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Deutsche Beteiligung am "Schutz der Seewege" in der Straße von Hormus ist derzeit (2019-08-04) ein vieldiskutiertes Thema - s.a. ein Artikel dazu.

Unter anderem hört/liest man immer mal wieder, dass hier die NATO gefordert sei. Offensichtlich sind diejenigen, die solches äußern, entweder nicht in der Lage die Zuständigkeiten sauber zuzuordnen oder sie sind Helfer für die "in die Zange nehmen" Politik seitens der USA. Nicht die NATO ist zuständig sondern die UNO. Die UNO sollte auch für das Kapern eines iranischen Tankers bei Gibraltar zuständig sein. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein anderer iranischer Tanker von Saudi-Arabien festgehalten wird.

Das von iranischer Seite vorgebrachte Argument für das Kapern eines britischen Schiffes ist zumindest wenig glaubwürdig. Diese Aktion ist offenkundig als Gegenaktion (Racheakt) einzuschätzen. Der Anlass für diese iranische Aktion liegt in der oben angedeuteten Vorgeschichte.

Die Festsetzung des iranischen Tankers bei Gibraltar wird sinngemäß wie folgt begründet. Öllieferungen an Syrien verstoßen gegen die Handelssanktionen der EU. Der Tanker gehört jedoch zu keinem einzigen EU-Staat. Angenommen, einer deiner Nachbarn weigert sich, im gegenüberliegenden Supermarkt einzukaufen. Nun steht er vor diesem Supermarkt und versperrt dir den Weg dorthin. Seine Begründung: "Ich habe beschlossen, den Supermarkt zu boykottieren." Glaubst du, dass der Nachbar für seine Sperrung eine Rechtsgrundlage hat?

Selbstverständlich wird solches Verhalten seitens der Briten von offizieller Seite in Deutschland nicht thematisiert, weil die Briten enge Verbündete sind. Ich gehöre aber nicht zu diesen Diplomaten oder Opportunisten.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass der vermutete Zielhafen des Tankers Banyias ein relativ kleiner Hafen ist. Aus Wikipedia (Suchtwort: Banyias):
"Der 25 Liegeplätze fassende Seehafen ist für Boote mittlerer Größe konzipiert. Ausgelegt ist er für Schiffe von einer maximalen Länge von 25 m und einem Tiefgang von höchstens 3 m."

Es dürfte also technisch recht aufwändig sein, dort die Ladung des Tankers zu löschen. Das lässt die Vermutung zu, dass der Iran in einer sehr misslichen Lage steckt, wenn dort solche aufwändigen Versuche unternommen werden. Mir gefällt kein diktatorisches oder oligarchisches Regime, weder das des Iran noch das von Saudi-Arabien. Dies darf aber kein Argument dafür sein, die Wirtschaft eines solchen Staates in die Knie zu zwingen. Das ist schlicht wirtschaftliche Kriegsführung. Geostrategische Betrachtungen lasse ich hier außen vor und verweise auf Daniele Ganser. Ich weise noch darauf hin, dass die Einmischung der USA in den Iran Tradition hat - siehe bspw. dazu Mohammad Mossadegh und die Einmischungen Großbitanniens und der USA (regime change).

Wenn hierzulande mit dem Schutz von Seewegen argumentiert wird, dann muss auch der Schutz des Seeweges zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer (Gibraltar) in Augenschein genommen werden. Somit müsste entsprechend eine Schutzmission im Auftrage der UNO, die ist nämlich die einzig autorisierte Organisation hierfür, in dieses Gebiet entsandt werden - parallel zu einer UNO-Mission in der Straße von Hormus.

Warum wird es zwei solche angemessene UNO Missionen nicht geben? Weil sowohl die USA als auch Großbritannien im UNO Sicherheitsrat Veto-Mächte sind und solche Missionen verhindern können. Außerdem verfügen beide über eine sehr mächtige Kriegsmarine.

siehe dazu auch Militärausgaben, einen Verweis zu einer Liste an Kriegsschiffen werde ich nachreichen, sobald ich diese wiederfinde